MW muss weg!! (von M aria W ellmeyer)

Die Lage ist bedenklich. Um nicht zu sagen ernst. Sehr ernst sogar!!! Die Zahl derjenigen, die sich durch mich bedrängt, belehrt, bevormundet, beschwatzt, bekritelt, berieselt, beschämt, beleidigt ...vielleicht sogar bedroht (?) fühlen, wird immer größer. Sie mussten am Telefon endlos lange Vorträge über Tabbyzucht über sich ergehen lassen, bekamen Absagen auf ihre Kittenanfragen, weil mir ihre Antworten nicht gefielen, und wurden entgegen ihrem im Grundgesetz verankerten Grundrecht auf Entscheidungsfreiheit in genau dieser eingeengt, weil ich kleinlich auf die richtige Partnerwahl für meine Katzen bestand. Ich „überschwemmte mit meinen Billigprodukten den Markt und machte die Preise kaputt" (Originalton einer Züchterin), hatte egoistisch allein die Zukunft der Silbertabby-Zucht im Auge und stufte das höher ein als den Kontostand anderer Züchter. Ich verkündete auch schon mal als Prämisse, dass jemand mit dem IQ einer Parkuhr für die Tabbyzucht nicht geeignet sei und nahm die Katzenszene nicht so ernst, wie sie genommen werden möchte. Ich erzählte Besuchern, dass Leibesfülle und Gewicht meiner Kater diese nun geeignet erscheinen ließen, im Sommer auf dem Grill zu landen. Und das teilte ich mit todernstem Gesicht und unbeachtet des Entsetzens auf den Gesichtern der Zuhörer mit. Bei anhaltender Gewissenserforschung würden sicher noch zig weitere Vergehen zu Tage kommen, die schlussendlich zu der Schlussfolgerung führen: ICH MUSS WEG!!!

Über das WIE haben sich etliche Leute bereits den Kopf zerbrochen. Als erstes gründeten sie eine Arbeitsgruppe (Wie heißt es doch: Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis!), die ihre Aufgabe im Titel trägt: ArbeitsGruppe MW-Beseitigung, kurz: AGMWB.

Ein Vorschlag lautete: Schicken wir MW in die Wüste! Das klang zunächst plausibel und schien machbar zu sein, doch bei genauerem Nachdenken traten Bedenken auf. Sind wir sie damit endgültig los?? Schließlich trat sie in den vergangenen 20 Jahren so allerlei Anfeindungen ziemlich unbeeindruckt entgegen und ließ sich in ihrer Experimentierfreudigkeit nicht beirren. Im Gegenteil: Sie stürzte sich unter Missachtung des heiligen Standards in Abenteuer, die weder der Farb- noch Musterkatalog vorgesehen hatte. Was wenn -- ja wenn sie in der Wüste diesem Hang weiter frönen würde? Und bei den Zebras die Streifen wegzüchtete und sich Löwen mit Blotched-Muster zum Ziel setzte?

Alle Biologiebücher dieser Welt müssten neu geschrieben werden!! Horror!! Nein, das konnte man dem von Bürgerkriegen und Hungersnöten gebeutelten afrikanischen Kontinent nicht antun, fand der Vorstand der AGMWB und ließ die Idee mit der Wüste fallen.

Mutige Einzelkämpfer hatten es in der Vergangenheit auch schon mit Rufmord versucht. Leider ohne den gewünschten Erfolg. Man müsse auf die erste Silbe verzichten und sich die zweite zum Ziel setzen, fand der AGMWB-Vorstand nach längerer Diskussion und trat in Überlegungen zur Realisierung dieser Endlösung ein.

Wir nageln sie ans Frankfurter Kreuz! favorisierte ein Vorstandsmitglied eine rasche und radikale Lösung. Doch wohin dann mit dem Leichnam? Jede Sondermülldeponie würde vermutlich die Annahme verweigern.

So was wie die gehört als Hexe verbrannt, fanden andere und berieten über Möglichkeiten, wie dieses Wunschdenken zur Wirklichkeit werden könnte. Um alle Interessierte in den Genuss dieses Spektakels kommen zu lassen, dachte man über den Veranstaltungsort nach. Man könne ja mal fragen, was die Arena „Auf Schalke" so an Miete kosten würde. Die Summe käme wahrscheinlich mit Leichtigkeit durch Eintrittsgelder herein. Da man „Auf Schalke" in Gelsenkirchen bereits Erfahrungen mit fußballfremden Veranstaltungen hatte, könne man mit einer reibungslosen Durchführung rechnen.

Die süddeutschen AGMWB-Mitglieder wollten den Nordlichtern dieses großartige Ereignis nicht so ohne weiteres überlassen. Sie brachten das Münchner Olympiastadion ins Gespräch. Es sei wohl als sicher anzusehen, dass die Bayern für die öffentliche Verbrennung einer Preußin ihren heiligen Rasen ruinieren lassen würden, zumal so ein Stück verbrannter Erde ja rasch wieder einzusäen und zu begrünen wäre. Und man könne den gedemütigten Bayern durch diese Veranstaltung die Möglichkeit einräumen, den Nordlichtern die Stirn zu bieten, was ihnen fußballerisch ja leider nicht vergönnt gewesen sei.

Die Diskussion über den Standort des Scheiterhaufens zieht sich zurzeit noch hin, wie ich aus ziemlich sicherer Quelle erfuhr.

Erschüttert ob der Probleme, die ich selbst in der letzten Phase noch bereitete, machte ich mir Gedanken, ob ich der AGMWB ihre Arbeit nicht erleichtern könnte/müsste.

Ich könnte mir die Kugel geben, --- wenn da nicht meine Abneigung gegen Waffen wäre. Ich könnte auch ins Wasser gehen, --- doch was ist mit dem Instinkt der Schwimmer, immer an der Oberfläche treiben zu wollen? In der Bibel wird irgendwo mal vorgeschlagen, Ärgernisse solle man mit einem Mühlstein um den Hals im Meer versenken. Doch wie kriege ich den Stein an meinen Hals und ins Meer geschleppt?

Ich könnte natürlich auch ganz einfach aufhören mit der Katzenzucht. Ich würde alle noch zuchtfähigen Kater und Katzen kastrieren, - ungeachtet des Verlustes für den Genpool der silbernen und goldenen Briten - und mir still und vergnügt ein anderes Hobby suchen.

Aber das würden mir die Freunde von der AGMWB vermutlich auch verübeln. Denn schließlich würde ich ihnen - egoistisch wie ich bin - wieder mal die Tour vermasseln und sie um ein feuriges Vergnügen bringen.

Fragen zur Zucht beantwortet Maria Wellmeyer unter Telefonnummer 05481/82250